Die „Rieglmühle“ - Sanierung eines barocken Juwels

Denkmalpreise des Landes OÖ 2015: Wir stellen die Preisträger vor!

Im Rahmen eines Festaktes in den Redoutensälen in Linz wurden am 19. September 2015 dieRG 1 Denkmalpreise des Landes Oberösterreich von Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer verliehen. Das Land Oberösterreich vergibt diesen Preis bereits zum elften Mal und ist damit nach wie vor das einzige Bundesland, das herausragende Projekte in diesem Bereich mit einem Landespreis auszeichnet und somit die Bedeutung zeitgemäßer Denkmalpflege hervorhebt. Der Denkmalpflegepreis wird für beispielhafte Sanierungen von historischen Objekten, die unter Denkmalschutz stehen, vergeben. Die eingereichten Objekte müssen sich im Bundesland Oberösterreich befinden, und ihre Restaurierung bzw. Sanierung muss vom Bundesdenkmalamt/Landeskonservatorat für Oberösterreich positiv beurteilt werden. Neben den denkmalpflegerischen Maßnahmen wird auch die ausreichende Nutzung mitbewertet, wobei auch innovative Aspekte berücksichtigt werden. Bewerben können sich Einzelpersonen, Gemeinden, Pfarren, Vereine oder auch Institutionen, die in den letzten Jahren ein Denkmal gerettet, saniert, restauriert oder barrierefrei gestaltet haben. 2015 wurden insgesamt 36 Projekte für den Denkmalpreis eingereicht, eine Fachjury hat die Preisträger ausgewählt.

Wir möchten Ihnen in den nächsten Monaten einige Siegerprojekte vorstellen. Den Beginn macht das Projekt von Michael Leimer, der für die Instandsetzung der „Rieglmühle“ in Untermaseldorf mit dem Denkmalpreis des Landes Oberösterreich 2015 ausgezeichnet wurde.

Foto: Michael Leimer

Die „Rieglmühle“ in der Gemeinde St. Thomas am Blasenstein

Die „Rieglmühle“ ist eine bemerkenswerte mehrteilige Gebäudegruppe. Das barocke Hauptgebäude, ein Wohnhaus mit Wasserrad, ist auf 1781 datiert. Das daneben liegende Wirtschaftsgebäude mit einem ehemals als Kuh- und Schweinestall genutzten Bereich stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert. In einem Nebengebäude befinden sich eine Säge in Holzständerbauweise und, daran anschließend, eine Mühle mit zwei weiteren Wasserrädern. Ein tonnengewölbtes Backhaus und ein Erdkeller vervollständigen den Gebäudekomplex. Dass er dieses Baudenkmal retten wollte, wurde Michael Leimer bereits bei seinem ersten Besuch der Rieglmühle im Winter des Jahres 2005 klar. Im September 2006 unterschrieb er den Kaufvertrag. Für Leimer, der damals beruflich bereits seit über zehn Jahren mit der Revitalisierung und dem Umbau denkmalgeschützter Objekte befasst war, stellte es eine besondere Herausforderung dar, eine solche Sanierung nun am eigenen Objekt durchzuführen. Das bis zu diesem Zeitpunkt unsanierte Gebäude stand noch nicht unter Denkmalschutz, weshalb Leimer die Unterschutzstellung beim Bundesdenkmalamt beantragte. Im Juni 2007 wurde der Bescheid ausgestellt. Die umfangreichen und aufwändigen Restaurierungs- und Wiederherstellungsarbeiten konnten erst nach Herstellung eines Strom- und Wasseranschlusses begonnen werden. Die darauf folgenden Sanierungsmaßnahmen umfassten Baumeister- und Zimmermanns-, Tischler- und Fußbodenlegerarbeiten sowie die Restaurierung der gesamten Außenfassade.

2006 Riegelmhle 001

 RG 1

Erste Sicherungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen

Nach dem Sichern wichtiger Mauerzüge wurde im gesamten Erdgeschoß der durchfeuchtete Boden ausgetauscht und drainagiert. Danach wurden Rollschotter, eine Bodenplatte und die Horizontalisolierung aufgebracht. Nach Abschluss der statischen Sicherungsarbeiten konnte mit der Instandsetzung des Dachstuhles die Restaurierung begonnen werden. Das stark beschädigte Dach war zu diesem Zeitpunkt mit Eternitschindeln gedeckt. Diese wurden abgenommen, der Dachstuhl ausgebessert und das Dach mit Lärchenbrettern neu gedeckt. Vom Steinmauerwerk wurde der durchfeuchtete Lehmputz abgenommen und durch einen Kalkputz ersetzt. Hier kam fünf Jahre gelagerter Sumpfkalk aus Hallein ohne Zementzusatz mit Quarzsand aus Tragwein zur Anwendung. Auf die verputzten Wände wurde verdünnter Sumpfkalk aufgetragen, der für ein angenehmes Raumklima in den Räumen sorgt. Die alten Kaminköpfe mussten aufgrund starker Frostschäden abgetragen und originalgetreu wieder hergestellt werden.

Fenster und Türen erhalten oder originalgetreu nachgebaut

Besonders großer Wert wurde im Rahmen der Restaurierung auf die Erhaltung zahlreicher bau- und kulturhistorischer Details, etwa der Böden oder der Innentüren, gelegt. So wurden alle Fensteröffnungen in ihrer Größe erhalten. Die alten Fensterstöcke und Fensterflügel wurden durch neue Holzkastenfenster aus Lärchenholz ersetzt. Beschläge und Fensterglas wurden von qualifizierten Werkstätten angefertigt und in die neuen Kastenfenster eingebaut. Alle Innentüren wurden ausgebaut, restauriert und in die bestehenden Türöffnungen wieder eingesetzt. In der Stube und der Küche wurde ein alter Holzbohlenboden mit geölter Oberfläche verlegt, in den weiteren Räumen des Wohngebäudes wurde ein neuer Lärchenschiffboden eingebaut. Für das Vorhaus wurde ein alter, handbekanteter Solnhofener Boden gewählt, Granitstufen führen zum Treppenhaus und in die Stube.

Das Wohnhaus im neuen – alten - Erscheinungsbild

Die Fassade aus dem 19. Jahrhundert musste aufgrund ihres schlechten Zustands abgenommen werden. Eine bereits bei ersten Freilegungen sichtbar gewordene Sgraffitofassade wurde in ihrer Originalität erhalten und restauriert. In aufwändiger Kleinarbeit mussten die Hohlräume im Steinmauerwerk kraftbündig mittels Kalkmörtel geschlossen und danach die Nullfläche mit Kalkputz versehen werden. Im Bereich der Eckquaderung, des Eingangsportals und der Fenster wurde die Fassade vor der freskalen Färbelung geritzt.

Die Arbeiten an der „Rieglmühle“ wurden 2015 abgeschlossen, das restaurierte Gebäude dient nun als Wohnhaus.

 

Alle Fotos: Michael Leimer

 

2006 Rieglmhle Innen 001

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